Ein kürzlich erschienener Artikel in der Cosmopolitan [1] hat für Aufmerksamkeit gesorgt. Darin werden viele Fehlinformationen über das Dampfen verbreitet. So konzentriert sich der Bericht auf den jüngsten Anstieg von Einwegartikeln wie z. B. der Elf Bar und der Geek Bar. Der Artikel wird mit einem TikTok-Video eines Arztes eingeleitet, der vor den ‘Gefahren’ bei Verwendung dieser neuen Geräte warnt.
Dieser Arzt berichtete: „Das Rauchen (wohl Dampfen gemeint) einer ganzen Geek- oder Elf Bar entspricht etwa 48 bis 50 Zigaretten“. Nichts für Ungut, aber dieser Umstand wäre – wenn überhaupt – nur annähernd gegeben, wenn sogenannte ‘ultra leichte’ Zigaretten geraucht würden, die den niedrigsten Nikotingehalt haben. Eine Elf- oder Geek Bar entspricht jedoch etwa 20 normalen Zigaretten.
Einweg E-Zigaretten sind so konzipiert, dass sie viel länger halten als eine Zigarette. Die übliche Nikotinstärke von 20 mg, aufgeteilt auf die 600 Züge, ist nicht annähernd so stark, wie es der Artikel in der Cosmopolitan darstellt.
Der Bericht verweist auch auf eine Studie, die sich mit dem Dampfen in Großbritannien befasst hatte, um ihre Argumentation zu untermauern. Die Studie über die Verwendung von E-Zigaretten, zeigt einen Anstieg von E-Zigaretten Nutzern auf – und genau das wurde negativ dargestellt, obwohl dies im Zusammenhang der ‘Raucherdebatte’ positiv bewertet werden müsste. Eine Zunahme der E-Zigaretten-Nutzer bedeutet nämlich, dass weniger Menschen rauchen. Dies wird sogar durch die zitierte Studie gestützt. Es zeigte sich, dass der Hauptgrund warum Menschen dampften darin bestand, ihnen dabei zu helfen mit dem Rauchen aufzuhören oder sie daran zu hindern wieder mit dem Rauchen anzufangen. Diese Ableitung stand auf der ersten Seite der Studie und sollte eigentlich von den Machern nur schwer zu übersehen worden sein.
Zum Schluss rundet der Artikel der Cosmopolitan Ihre Behauptungen mit dem Verlinken auf die Support-Seiten des NHS und der British Lung Foundation ab. Hätten aber die Redakteure dieses Artikels gründlich recherchiert, wüssten sie, dass die NHS das Dampfen als eine Möglichkeit befürwortet mit dem Rauchen aufzuhören [2]. Führende Gesundheitsbehörden oder auch Experten mit fundiertem Wissen in Deutschland sind sich durchaus einig, dass das Dampfen mindestens 95 % weniger schädlich ist als das Rauchen [3]. Obwohl, wie dieser Artikel zeigt, zu viele Menschen sich dessen überhaupt nicht bewusst sind.
Die Elf Bar oder andere Einwegartikel helfen Rauchern beim Aufhören
Schauen wir uns doch mal an, was wir tatsächlich über das Dampfen wissen, statt uns irgendwelche TikTok-Videos darüber und dessen Kommentarbereich reinzuziehen. Die Menge an Geld, die Menschen einsparen können, wenn sie zum Dampfen wechseln, ist ein großer Vorteil. Eine Studie über Haushaltseinkommen von ASH [4] ergab, dass das Rauchen bei einkommensschwachen Haushalten häufiger gegeben ist. Umso mehr belasten diese Kosten den Suchtfaktor. Daher sind Einsparungen beim Wechsel zum Dampfen wohl einer der Hauptgründe. Und nicht wie vermutet, die Gesundheitsaspekte.
Die NHS-Statistiken zu Raucherentwöhnungsdiensten in England [5] befragten jene, die sich solcher Unterstützung bedienten. Dabei fanden sie heraus, dass bis zu 74 % der Befragten Dampfprodukte nutzen, um ihnen beim Aufhören zu helfen. 38 % hielten es für genauso schädlich wie das Rauchen und 15 % dachten sogar, dass es mehr Schaden anrichtet. Dies zeigt wieder einmal den Mangel an Informationsfluss über das Dampfen.

Fazit
Positiv gesehen, wollen wir zumindest glauben, dass die Absicht des Cosmopolitan Artikels gewesen ist, Jugendliche vom Dampfen abzuhalten. Diese Message unterstützen wir ohne Wenn und Aber. Der Ansatz des Artikels bietet jedoch kein ausgewogenes Bild der zitierten Studie. Infolgedessen können erwachsene Raucher nach dem Lesen dieses Artikels bedauerlicher Weise vom Dampfen abgeschreckt werden und weiter rauchen.
Auf der ersten Seite der Studie heißt es beispielsweise: „Fast ein Drittel der Raucher glauben fälschlicherweise, dass das Dampfen mehr oder genauso schädlich ist wie das Rauchen“. Artikel wie der von der Cosmo helfen tatsächlich nicht dabei, Halbwahrheiten und Fehlinformationen zu verbreiten. Es wäre verantwortungsvoller gewesen auch die Vorteile des Dampfens für diejenigen aufzuzeigen, die mit dem Rauchen aufhören wollen, statt Meinungsmache zu betreiben.
Verweise
[1] Biggs, J. (2022). Dieser Arzt warnt davor Elf- und Geek Bars zu dampfen, das auch auf TikTok mit entsprechender Reichweite verbreitet wurde. [Online] verfügbar unter: https://www.cosmopolitan.com/uk/body/health/a38735589/elf-geek-bars-doctor-warnsagainst/
[2] NHS Digital. Statistiken zu NHS Stop Smoking Services in England – April 2019 bis März 2020 [Online] verfügbar unter: https://digital.nhs.uk/data-and-information/publications/statistical/statistics-on-nhs-stop-smoking-services-in-england/april-2019-to-march-2020
[3] UK Health Security Agency (2021). E-Zigaretten rund 95 % weniger schädlich als Tabakkonsum. [Online] verfügbar unter: https://www.gov.uk/government/news/e-cigarettes-around-95-less-harmful-than-tobacco-estimates-landmark-review
[4] Jackson, SE, Shahab, L., West, R. und Brown, J. (2019). Assoziationen zwischen der doppelten Verwendung von E-Zigaretten und der Raucherentwöhnung: eine prospektive Studie von Rauchern in England. Suchtverhalten, S. 106230.
[5] NHS Digital. Statistiken zu NHS Stop Smoking Services in England – April 2019 bis März 2020 [Online] verfügbar unter: https://digital.nhs.uk/data-and-information/publications/statistical/statistics-on-nhs-stop-smoking-services-in-england/april-2019-to-march-2020