In diesem Artikel...
- 1. Dampfen ist schlimmer als Rauchen
- 2. Nikotin ist der schädlichste Inhaltsstoff von Zigaretten
- 3. E-Zigarettenaerosol ist für Passiv-Dampfer schädlich
- 4. Popcorn-Lunge wird durch Dampf verursacht
- 5. Vape-Unternehmen zielen auf Kinder ab
- 6. Dampfen führt zum Rauchen
- 7. Dampfen hilft nicht, mit dem Rauchen aufzuhören
Bei so vielen beunruhigenden ‘Fakten’ über das Dampfen, die im Umlauf sind, ist es kaum verwunderlich, dass viele Menschen eine negative Meinung darüber haben. Laut einer Statista-Umfrage aus dem Jahr 2019 glaubten 49 % der Erwachsenen in Deutschland, dass Dampfen genauso schädlich oder sogar schädlicher als Rauchen ist (8 % glaubten dies). Und nur 29 % der Dampfer hielten E-Zigaretten laut dem BfR-Verbrauchermonitor 2019 für. Ich möchte hier Fakten liefern und ein paar Dinge richtigstellen. Lass uns zusammen einen Blick auf die Wahrheit hinter der Popcorn-Lunge, dem Passiv-Dampfen und anderen Bedenken gegenüber dem Dampfen werfen, während wir die erschreckenden Mythen über das Dampfen untersuchen und ausräumen.
1. Dampfen ist schlimmer als Rauchen
Dampfen ist nicht schädlicher als Rauchen. Zigaretten enthalten viele potenziell giftige Stoffe. Im Gegensatz dazu besteht verdampftes E-Liquid aus nur vier Hauptbestandteilen:
- Propylenglykol (PG) – ein Verdünnungsmittel
- Pflanzliches Glycerin (VG)
- Nikotin
- Aromastoffe
Zigaretten setzen beim Verbrennen über 4.800 verschiedene Chemikalien frei, von denen viele giftig sind [i].
Nach Angaben von zwei Publikationen (2015, 2018) der britischen Regierungsagentur Public Health England (PHE) sind [ii]:
“ E-Zigaretten sind deutlich weniger schädlich als Tabak... Außerdem ist die Gefahr, durch E-Zigaretten an Krebs zu erkranken laut PHE 99,5 Prozent geringer im Vergleich zum Tabakkonsum.”
Man darf nicht vergessen, dass bei der Verbrennung von Zigaretten Tausende von Chemikalien freigesetzt werden, viele davon giftig und etwa 70 krebserregend. Vape-Produkte enthalten keine schädlichen Stoffe wie Teer oder Kohlenmonoxid. Es ist beunruhigend zu erfahren, welche Stoffe Zigaretten tatsächlich enthalten.
Das Deutsche Krebsforschungszentrum bestätigt, dass E-Zigaretten im Vergleich zu herkömmlichen Tabakzigaretten wahrscheinlich wesentlich weniger gesundheitsschädlich sind [iii]:
“ Untersuchungen zeigen, dass Personen, die vollständig auf das Dampfen umsteigen, ein geringeres Risiko für Atemwegserkrankungen wie COPD, chronische Bronchitis, Emphysem und Asthma haben im Vergleich zu Rauchern."
2. Nikotin ist der schädlichste Inhaltsstoff von Zigaretten
Wie bereits erwähnt, enthält eine Zigarette viele potenziell gefährliche Inhaltsstoffe, von denen Nikotin bei weitem nicht der schädlichste ist. Obwohl Nikotin süchtig macht, verursacht es weder Krebs noch Lungen-, Herz- oder Schlaganfallerkrankungen. Es scheint, dass viele Menschen gerne das Vorhandensein von Nikotin in E-Zigaretten negativ hervorheben, während sie vergessen, dass auch beliebte Hilfsmittel zur Raucherentwöhnung wie Pflaster Nikotin enthalten.
3. E-Zigarettenaerosol ist für Passiv-Dampfer schädlich
Die Gefahren des Passivrauchens sind allgemein bekannt und werden oft in Kampagnen thematisiert. Neuere Erkenntnisse zeigen, dass E-Zigarettenaerosole auch bei Personen, die sie nicht aktiv nutzen und sich im selben Raum aufhalten, kurzfristig gesundheitliche Beschwerden hervorrufen können.
Obwohl die Schadstoffbelastung durch E-Zigarettenaerosol geringer als die durch Passivrauchen, kann eine Gesundheitsgefährdung für Nichtkonsumenten nicht vollständig ausgeschlossen werden. Dies betrifft besonders empfindliche Gruppen wie Kinder, Schwangere, ältere Menschen und Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen, bei denen ein vermeidbares Gesundheitsrisiko besteht. Deshalb ist es wichtig, beim Dampfen Rücksicht auf andere zu nehmen und besonders in der Nähe von Personen, die empfindlich auf Aerosole reagieren, Vorsicht walten zu lassen. [iv]:
4. Popcorn-Lunge wird durch Dampf verursacht
Dies ist vielleicht einer der bekanntesten negativen Begriffe im Zusammenhang mit dem Dampfen. Es würde mich nicht wundern, wenn die bloße Erwähnung des Begriffs „Popcorn-Lunge" Bilder von missgebildeten Lungen hervorrufen würde, die zu ungewöhnlichen Formen „aufplatzen". Es mag dich aber überraschen, dass der Name nichts mit den physischen Auswirkungen der Krankheit zu tun hat, die er beschreibt.
Was ist eine Popcorn-Lunge?
Die korrekte Bezeichnung für die Popcorn-Lunge lautet Bronchiolitis obliterans [v]. Dabei handelt es sich um eine seltene und schwere Lungenerkrankung, die auch als “Popcorn-Lunge” bekannt ist. Sie tritt auf, wenn die kleinsten Luftwege in der Lunge, die Bronchiolen, durch Narbengewebe (Fibrose) verstopft und vernarbt werden. Dieser Prozess blockiert den Luftstrom in die Lungen und kann zu schweren Atemproblemen führen.
Ursachen für die Entwicklung einer Bronchiolitis obliterans können unterschiedlich sein, einschließlich:
- Inhalation toxischer Gase oder Dämpfe, wie z.B. Diacetyl, eine Chemikalie, die in der Produktion von künstlichen Butteraromen verwendet wird - daher der Spitzname “Popcorn-Lunge”.
- Bestimmte Infektionen, insbesondere schwere virale Infektionen der unteren Atemwege.
- Abstoßungsreaktionen nach einer Lungentransplantation.
- Rheumatische Erkrankungen oder Autoimmunerkrankungen.
Im Zusammenhang mit Vapes und Dampfen muss Diacetyl als Ãbeltäter, mit dem wir uns auseinandersetzen sollten, betrachtet werden. Diacetyl ist eine chemische Verbindung, die natürlich in geringen Konzentrationen in Lebensmitteln wie Butter, Bier und Wein vorkommt und oft wegen ihres charakteristischen butterartigen Geschmacks und Geruchs geschätzt wird.
In der Lebensmittelindustrie wird Diacetyl als künstliches Aroma, insbesondere für Buttergeschmack, eingesetzt. Es findet sich in vielen Mikrowellen-Popcornsorten, einigen Milchprodukten, Snacks und auch in Aromastoffen für E-Zigaretten und Liquids.
Obwohl der Verzehr von Diacetyl in Lebensmitteln als unbedenklich gilt, hat die Inhalation von Diacetyl-Dämpfen Gesundheitsbedenken hervorgerufen, insbesondere in sehr hohen Konzentrationen kann das Einatmen von Diacetyl gefährlich sein. Die Bezeichnung „Popcorn-Lunge" geht auf einen Vorfall in einer Popcornfabrik zurück, bei dem acht Arbeiter schwere Lungenschäden erlitten hatten. Die Untersuchungen ergaben, dass Diacetyl der wahrscheinliche Auslöser war und dass extreme Dampfkonzentrationen des Aromas die obstruktive Lungenerkrankung verursacht hatten. [vi].
Warum wird das Dampfen mit der Popcorn-Lunge in Verbindung gebracht?
Als Reaktion auf solche Gesundheitsprobleme haben viele Lebensmittel- und E-Liquid-Hersteller begonnen, Diacetyl aus ihren Produkten zu entfernen, und einige Länder haben die Verwendung von Diacetyl in Dampfprodukten reguliert oder verboten. Die potenziellen Risiken der Inhalation von Diacetyl sind ein Beispiel dafür, wie die Sicherheit einer Substanz je nach Expositionsart unterschiedlich bewertet werden muss.
Früher enthielten einige E-Liquid-Aromen in E-Zigaretten Diacetyl. Im Jahr 2016 wurde Diacetyl in Deutschland und den EU-Mitgliedsstaaten durch die Richtlinie für Tabakerzeugnisse (TPD) [vii], für die Verwendung in E-Liquids verboten.
An dieser Stelle muss gesagt werden, dass es keinen einzigen bestätigten Fall von Popcorn-Lunge gibt, der auf das Dampfen zurückgeführt werden könnte. Wenn du also TPD-konforme Vape-Produkte dampfst, die kein Diacetyl enthalten, musst du dir wegen der Popcorn-Lunge keine Sorgen machen.
5. Vape-Unternehmen zielen auf Kinder ab
Viele Menschen behaupten, dass die Aromen und das Design der Dampfgeräte ausschließlich auf Kinder und Jugendliche abzielen. Diese Behauptungen stehen jedoch im Widerspruch zu dem Wissen, dass die Aromen und das kompakte Design der E-Zigaretten erwachsenen Rauchern dabei helfen können, mit dem Rauchen aufzuhören. Auch Erwachsene mögen bunte, stylische Vapes, die gut schmecken.
Süße Vape-Aromen
Wenn man nie selbst erlebt hat, wie schwierig es sein kann, mit dem Rauchen aufzuhören, kann man schwer nachvollziehen, warum süße Vape-Aromen Rauchern helfen können, sich vom Tabakkonsum zu lösen. Diese süßen Aromen sind weit entfernt vom unverwechselbaren Geschmack des Tabaks - und das ist entscheidend. Viele Ex-Raucher möchten nicht an den Geschmack traditioneller Tabakprodukte erinnert werden und bevorzugen daher E-Liquids und Vapes mit süßen oder fruchtigen Aromen.
6. Dampfen führt zum Rauchen
Die Frage, ob Dampfen Jugendliche zum Rauchen verleitet, ist Gegenstand anhaltender Debatten. Einerseits zeigt eine Zusammenstellung von Studien auf TabakfreierGenuss.org keine eindeutigen Beweise für einen signifikanten Zusammenhang zwischen dem Dampfen und einem Anstieg des Rauchens unter Jugendlichen [viii]. Andererseits deutet eine von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) durchgeführte Studie darauf hin, dass Jugendliche, die E-Zigaretten konsumieren, eher zum Rauchen von Tabakzigaretten neigen könnten. Diese Studie beobachtete über sechs Monate 2.186 Zehntklässler und fand heraus, dass diejenigen, die bereits Erfahrungen mit E-Zigaretten gemacht hatten, häufiger mit dem Rauchen konventioneller Zigaretten begannen als ihre Altersgenossen ohne E-Zigaretten-Erfahrung. Trotz des allgemeinen Rückgangs der Raucherquote unter Jugendlichen zeigt diese Studie, dass der E-Zigaretten-Konsum ein möglicher Risikofaktor für den Einstieg ins Tabakrauchen sein könnte, was die Komplexität dieser Thematik unterstreicht und weitere Untersuchungen erfordert. [ix]
Damit lässt sich zumindest festhalten, dass Vapes nicht zu einer höheren Raucherquote unter Jugendlichen geführt haben, obwohl die Zusammenhänge komplex sind und weiterer Forschung bedürfen.
7. Dampfen hilft nicht, mit dem Rauchen aufzuhören
Die Forschung zeigt, dass Dampfen Rauchern helfen kann, mit dem Rauchen aufzuhören. Es gilt sogar als eine der effektivsten Methoden, um von Zigaretten loszukommen. Es gibt mehrere Gründe, warum Dampfen Rauchern so gut beim Aufhören helfen kann:
Vapen verhindert den Nikotinentzug.
Die Verwendung von nikotinhaltigen E-Zigaretten könnte effektiv bei der Rauchentwöhnung sein. Eine systematische Untersuchung zeigt, dass bei Personen, die nikotinhaltige E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung einsetzen, nach sechs bis zwölf Monaten 10 von 100 keine Tabakzigaretten mehr rauchten. Im Vergleich dazu rauchten bei Personen, die nikotinfreie E-Zigaretten verwendeten, 6 von 100 keine Tabakzigaretten mehr. [xi]
E-Zigaretten, die Nikotin enthalten, können Rauchern helfen, den Ãbergang von Tabakzigaretten zu bewältigen, indem sie das Verlangen nach Nikotin stillen, ohne die schädlichen Verbrennungsprodukte von Zigaretten zu liefern. Allerdings ist Nikotin nicht risikofrei und kann eine Reihe von körperlichen Reaktionen auslösen, darunter eine Erhöhung des Herzschlags und des Blutdrucks. Daher sollte der Einsatz von E-Zigaretten in der Raucherentwöhnung sorgfältig abgewogen und idealerweise in ein umfassendes Aufhörprogramm integriert werden, das von medizinischem Fachpersonal begleitet wird.
Hand-zu-Mund-Bewegung
Wenn man mit dem Rauchen aufhört, vermisst man vielleicht anfangs die Routine, die Zigarette zum Mund zu führen. Vapes imitieren diese Bewegung und bieten eine deutlich weniger schädliche Alternative zur Zigarette.
Warum ist es wichtig, Fehlinformationen zu korrigieren?
Vielleicht bist du schockiert, wenn du dir vorstellst, dass seit 2010 geschätzt mehr als 1,5 Millionen Menschen in Deutschland an den Folgen des Rauchens gestorben sind - das entspricht etwa 121.000 Menschen pro Jahr [xii].
“ Im Jahr 2018 starben allein in Deutschland rund 127.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Das waren 13,3 % aller Todesfälle.” [xiii].
Studien zeigen, dass nikotinhaltige E-Zigaretten effektiver den Rauchstopp unterstützen können als Nikotinersatztherapien und nikotinfreie E-Zigaretten.
Fehlinformationen, wie die abschreckenden ‘Fakten’ über das Dampfen in diesem Artikel, könnten Menschen, die sonst zu einer Vape greifen würden, davon abhalten, mittels E-Zigarette mit dem Rauchen aufzuhören. Wenn erwachsene Raucher häufig falsche Informationen über das Dampfen erhalten, ziehen sie möglicherweise nicht die potenziellen gesundheitlichen Vorteile des Rauchstopps und einen Umstieg auf Vapes in Betracht.
Das ist bedauerlich, denn Vapes könnten eine Chance auf ein rauchfreies Leben bieten und sind zudem weitaus schadstoffärmer als herkömmliche Zigaretten.
Quellen:
[i]https://www.lungenaerzte-im-netz.de/rauchstopp/schadstoffe-in-tabakwaren
[ii]https://www.tabakfreiergenuss.org/mythen-fakten/
[iii]https://www.barmer.de/gesundheit-verstehen/psyche/sucht/fakten-e-zigarette-1058298
[iv]https://www.dkfz.de/de/krebspraevention/Downloads/pdf/Buecher_und_Berichte/203
Risiken-von-E-Zigaretten-und-Tabakerhitzern.pd
[vi]https://medlexi.de/Bronchiolitis_obliterans
[viii]https://www.tabakfreiergenuss.org/studien/
[xii]https://www.aerzteblatt.de/archiv/172961/Tabakatlas-121-000-Rauchertote-jaehrlich-in-Deutschland